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Journal nick.n0name's Journal: Piraten ohne Namen (sorry! in german)

Piraten ohne Namen Die Textindustrie will eifrige Onlinetauscher vor Gericht bringen - doch bald könnten die anonym bleiben Von Nick Noname Trotz aller Drohungen: Viele Anhänger der Onlinetauschbörsen holen sich weiter ihre Lieblingstexte kostenlos und oft illegal aus dem Internet. Die Writers Industry Association of America (WIAA), der Branchenverband der US-Buchindustrie, hatte angekündigt, sie werde Nutzer von Peer-to-peer-Systemen wie Morpheus oder Grokster im großen Stil wegen Raubkopiererei verklagen, wenn sie dort urheberrechtlich geschütztes Material anbieten. Doch über die einschlägigen Netzwerke werden nach wie vor eifrig Artikel und sogar ganze Bücher getauscht: Mehr als vier Millionen User loggten sich durchschnittlich in den vergangenen Tagen bei Kazaa, dem größten Filesharing-Angebot, ein. Der Datenverkehr war nur vorübergehend zurückgegangen - und pendelte sich schnell wieder auf dem vorherigen Niveau ein. Neben Popliteratur gehören Science-Fiction, Lyrik, E-Books und Computerprogramme zum Angebot. Während die Musikindustrie auf Gerichte setzt, arbeiten Programmierer an der Technik der Tauschnetze - und versuchen dabei, die Datengrundlage für die Klagen verschwinden zu lassen. "Die größte Schwäche in puncto Datenschutz bei unserem Programm war bisher, dass man sehen konnte, welche Texte die User auf ihrer Festplatte haben. Das kann man jetzt abstellen", sagt der Programmierer Pablo Soto aus Madrid, Gründer des Peer-to-peer-Netzwerks Blubster. Zwar ist es immer noch möglich, die eindeutige numerische Internet-Protokoll-Adresse herauszufinden, die Provider jedem Rechner zuordnen, der sich ins Netz einklinkt - und damit, wer hinter Tauschbörsen-Pseudonymen wie "Mickey Mouse" oder "MuscleMan" steckt. Aber es ist zumindest nicht mehr auf den ersten Blick sichtbar, ob sie etwa geschützte Text- oder Musikdateien anbieten - und wenn ja, welche. Blubster greift auf ein Peer-to-peer-Netz zu, an dem derzeit etwa 200 000 User beteiligt sind, die 52 Millionen Dateien bereithalten. Ein weiteres, schon länger eingeführtes anonymes Peer-to-peer-Netz hat regen Zulauf, seit die Textindustrie mit Klagen droht: das Free Network Projekt, oft kurz Freenet genannt. Nicht zu verwechseln übrigens mit dem Hamburger Internetprovider. Dort liegen die Inhalte zerstückelt in viele kleine Teile auf Rechnern in aller Welt. Zudem sind sie codiert und lassen sich erst entschlüsseln, wenn alle Bestandteile übertragen wurden. Daher ist es schwierig, einem einzelnen Anwender nachzuweisen, dass er Material illegal anbietet. Der Programmierer Ian Clarke, der das Netz entwickelt hat, ist freilich von dem Strom neuer Nutzer wenig begeistert. Für ihn ist Freenet vor allem ein nicht von Staaten zu kontrollierendes Informationsnetz: "Uns geht es darum, dass chinesische Dissidenten online kommunizieren können - und nicht darum, dass man die neueste CD von Britney Spears herunterladen kann, ohne dafür zu bezahlen." Sein System ist freilich so autonom, dass es auch den Tausch von Texten erlaubt. Und von der Möglichkeit wird reger Gebrauch gemacht. Noch sind es lediglich randständige Filesharing-Netzwerke, die den versteckten Transfer von Daten angehen. Doch schon berichtet der US-Internet-Nachrichtendienst Wired News, auch etablierte Peer-to-peer-Dienste wie Kazaa erwägten, auf anonyme Übertragungswege umzusteigen. Sollten es solche weit verbreiteten Programme ermöglichen, namenlos am multimedialen Tauschhandel teilzunehmen, wäre das ein Rückschlag für die Textindustrie, die in den Filesharing-Börsen den Hauptgrund für ihre gegenwärtige Umsatzkrise sieht. "Wir haben als Branche ein massives Problem", gesteht etwa Gunter Thielen, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann AG. In diesem Jahr werde der Lesemarkt voraussichtlich um 20 Prozent einbrechen. Damit werde die Branche innerhalb von vier Jahren fast 40 Prozent ihres Umsatzes eingebüßt haben. Schuld seien vor allem illegale Downloads. Auch die deutsche Textindustrie will Raubkopierer härter verfolgen, wenn im Herbst das neue Urheberrecht in Kraft tritt. Filesharing-Fachleute wie der Lobbyist Philip Corwin sagen voraus, statt der großen Tauschbörsen wie Kazaa gebe es bald viele kleine, auf bestimmte Literaturrichtungen spezialisierte Angebote. Sie könnten sich zudem an geschlossene Nutzergruppen oder Mitglieder richten - weitere Schritte in Richtung eines nur schwierig zu kontrollierenden Datentauschs. Bleibt abzuwarten, ob die Textindustrie ihre Drohung wahr macht und die Tauschnetze mit Scannern nach Angeboten von Textpiraten durchsucht. Angeblich sollen in den nächsten acht Wochen mehrere hundert besonders aktive User verklagt werden - als abschreckendes Beispiel. Dem Image der Textindustrie dürften solche Aktionen freilich wenig zuträglich sein. Bei vielen Usern entsteht langsam der Eindruck, dass sich die Industrie mit ihrer Zielgruppe lieber vor Gericht anlegt, statt mit eigenen Angeboten der offensichtlichen Nachfrage nach Text-Download-Angeboten im Internet zu begegnen. Und genau das, den Markt selbst also, wollen wir ja endlich mal abschaffen! Informationen zum Free Network Projekt: freenet.sourceforge.net; Wichtiges über das Blubster-Netz: blubster-faq.de
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